Surfen ist mee(h)r

Windsurfen ist mehr als ein Sport, eher eine Leidenschaft, vielleicht ein Lebensgefühl.

Jahrelang habe ich Hockey gespielt und kann sagen, Sportplätze und Hallen gleichen einander: ein abgemessenes Feld und immer gleich große Tore. Egal, wo wir gespielt haben, das Spielfeld war das gleiche. Faszinierend am Surfen ist, dass kein Spot dem anderen gleicht, keine Session wie die andere verläuft. Es wird nie langweilig, kein Tag ist wie der andere. Wind, Wasser und Wellen schreiben täglich neue Geschichten und  verändern die Einzigartigkeit jedes Surfreviers auch noch täglich mit den Elementen der Natur. Diese Unkontrollierbarkeit und die Vergänglichkeit machen vielleicht gerade den Reiz aus. Die vielfältigen Variablen von Ort, Wetter, Material, körperlichen Voraussetzungen und innerer Stimmung müssen in den seltenen Glücksmomente, in denen alles im Flow ist, die Zeit stehen bleibt und perfekte Bedingungen herrschen, zusammenspielen.

Wer ein Mal eine perfekte Session erlebt hat, sucht dieses Gefühl immer wieder: Eins-Werden mit den Elementen. Die Verbindung von höchster Konzentration, maximalem Kraftaufwand und vertrauensvoller Hingabe möchte ich mal als "Kontempl-Aktion“ bezeichnen. Viele beschreiben ja das Surfen – ob nun Wellenreiten, Wind- oder Kitesurfen – als eine Form von Meditation, in der sich die Energie des Wassers, die sich kilometerweit über den Ozean in einer Welle angesammelt hat, auf einen selbst überträgt. Und trotz totaler Erschöpfung ist der ganze Körper hinterher mit einer positiven Kraft geflutet.

Diese Momente sind natürlich rar und viel öfter passt eben nicht alles zusammen. Da liegen Lust und Frust dann sehr nah beieinander, wenn mal wieder "einfach nix klappen will“. Meine Überzeugung ist aber, dass jede Minute auf dem Wasser zählt und es bei allen Bedingungen immer etwas zu lernen und zu üben gibt. 

Genauso wie beim Surfen ist es auch beim Beten. Die Momente, in denen man beim Beten in einen Flow kommt und die Nähe und Existenz Gottes fast körperlich spüren kann, sind selten gegenüber den vielen anderen, in denen man sich vielleicht fragt, ob überhaupt jemand all die Gebete hört. Oder in denen ich zwar spreche, aber nicht mit dem Herzen dabei bin. Auch Beten muss geübt und trainiert werden, immer wieder, bis man es beherrscht. Und selbst dann kommt es eben auch auf die Bedingungen, die Tagesform, den Spot, das Material an, ob es gelingt. Üben kann man jederzeit, in jeder Verfassung. Ob froh oder traurig, ängstlich oder voller Hoffnung, ein kurzes Gebet geht immer. Ein Gedanke an Gott, den Schöpfer. Eine Bitte oder ein Dank an Christus, unseren Freund. Oder auch nur die Wahrnehmung des Ungreifbaren, das oft Kraft des Heiligen Geistes genannt wird - jede Minute mit Gott zählt!
Lohnens- und erstrebenswert sind also in jedem Fall beide Formen von Training: die beim Surfen und die beim Beten!

 

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